Die deutsche Theologia


Mit dem Vorwort von Martin Luther, Johann Arnd und Karl Ehmann.
Herausgeber: Holger Furch
Untertitel: das ist ein edles Büchlein vom rechten Verstande, was Adam und Christus sei, und wie Adam in uns sterben und Christus erstehen soll.


Buch
ISBN: 978-3-756514-69-4
204 Seiten, ca. 43.500 Wörter, Softcover, 19 cm (Länge), 12,5 cm (Höhe), ca. 1,5 cm (Breite)
keine Altersbeschränkung
Preis: 12,99 Euro
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Ebook
ISBN: 978-3-756516-68-1
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Preis 3,99 Euro
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Die deutsche Theologia, auch als Eyn deutsch Theologia, Theologia Germanica oder „Der Franckforter“ bekannt, hatte als christlich-mystische Schrift eines anonymen Autors des 15. Jhd. einen erheblichen Einfluss auf die Reformation in Deutschland. Martin Luther laß das Buch zunächst mit etwa 27 Jahren, ließ die deutsche Theologia 1516 als Druck im Auftrag geben und genießt noch heute eine große Beliebtheit (vgl. Büttner 1910: V; vgl. Leppin 2016: 39).

Laut der gedruckten Ausgabe von 1518 hatte die deutschen Theologia, nach der Bibel und der Bekenntnisse Augustinus von Hippo, maßgebend Einfluss auf Luthers Theologie (vgl. von Hinten 1982: 4).
In dieser vorliegenden Ausgabe ist der vollständige und unveränderte Nachdruck von Karl Christian Eberhard Ehmann aus dem Jahr 1892, mit dem Vorwort von Martin Luther und Johann Arnd, enthalten. Dieser Nachdruck wurde mit einem zusätzlichen Vorwort, sowie einer Erklärung, einem Abkürzungs-, Bibel- und Quellenverzeichnis erweitert und umfasst knapp 200 Seiten. Auf Dekret von Papst Paul V. wurde die deutsche Theologia sowohl in der lateinischen Übersetzung von Johannes Theophilus als auch weitere Sprachausgaben auf das Index Librorum prohibitorum (Verzeichnis verbotener Bücher) gesetzt (vgl. Baring 1963: 6; vgl. Von Hinten 1982: 4). Trotzallem erfreute sich die deutsche Theologia wachsender Beliebtheit, wurde bis zum heutigen Zeitpunkt zwischen 60 und 70. Auflagen gedruck und bereits in mehreren Sprachen übersetzt (vgl. Wegener 2016: 435; vgl. Haas 1980: Deckblatt; vgl. Uhl 1926: 5). Die deutsche Theologia umfasst verschiedene Ansätze der christlichen-mittelalterlichen Mystik. Enthalten hierzu sind Zitate und Grundgedanken der Heiligen Schrift sowie von Augustinus von Hippo, von Pseudo-Dionysius Areopagita und von Johannes Tauler (vgl. Koch 1900: 176; vgl. Oxford Reference; vgl. Wrede 1974: 253; vgl. Denifle 1951: 206). Ein wesentlicher Merkmal der christlichen Mystik ist die eigene Gotteserfahrung und die Unio Mystica (vgl. Wegener 2016: 52).


Quellenangaben zur Beschreibung:
Baring, G., 1963: Bibliographie der Ausgaben der „Theologia Deutsch“
(1516 – 1961). Baden-Baden: Koerner.
Büttner, H., 1907: Das Büchlein vom vollkommenen Leben. Eine deutsche
Theologie in der ursprünglichen Gestalt herausgegeben und übertragen
von Herman Büttner. Jena: Verlag Eugen Diederichs.
Denifle, H. S., 1951: Die deutschen Mystiker des 14. Jahrhunderts. Ein
Beitrag zur Deutung ihrer Lehre. In.: O. Spiess (Hrsg.), Studia Friburgensia.
Freiburg, Schweiz: Paulusverlag.
Haas, A. M., 1980: Der Franckforter. Theologia Deutsch. Einsiedeln: Johannes Verlag.
Koch, H., 1900: Pseudo-Dionysius Areopagita in seinen Beziehungen
zum Neuplatonismus und Mysterienwesen: Eine litterarhistorische Untersuchung.
Mainz: Kirchheim. https://sammlungen.ulb.uni-muenster.
de/hd/content/pageview/5927777 (11.06.2022).
Leppin, V., 2016: Die fremde Reformation. Luthers mystische Wurzeln.
München: C.H. Beck.
Oxford Reference: Three ways. https://www.oxfordreference.
com/view/10.1093/oi/authority.20110803100355257 (05.06.2022).
Uhl, W., 1926: Der Franckforter. Eyn Deutsch Theologia. Anastatischer
Neudruck der ersten Auflag von 1912. Bonn: A. Marcus und E. Webers
Verlag.
Von Hinten, W., 1982: Der Franckforter. Theologia Deutsch. Kritische
Textausgabe. München: Artemis Verlag.
Wegener, L., 2016: Der Frankfurter. Theologia deutsch. Berlin: De Gruyter.
Wrede, G., 1974: Unio Mystica. Probleme der Erfahrung bei Johannes
Tauler. Stockholm: Almqvist & Wiksell International.


Die deutsche Theologia (Leseprobe)


Kapitel 1. Was das vollkommene, einige ewige Gut sei, und was das unvollkommene Stückwerk sei, und wie man ableget das Unvollkommene, so da kommt das Vollkommene.

 

          Der heilige Apostel Paulus spricht (1 Kor. 13, 10): Wenn da kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

  1. Dieses zu verstehen, ist zu merken, was da sei das

Vollkommene, und was das Stückwerk sei?

Das Vollkommene ist ein Wesen, das in ihm und in seinem Wesen alles begriffen und beschlossen hat, ohne welches und außer welchem kein wahres, beständiges Wesen ist, in dem alle Dinge ihr Wesen haben; denn es ist aller Dinge Wesen, und ist in sich selber unwandelbar, unbeweglich, und verwandelt und bewegt doch alle andere Dinge. (Apg. 17, 25. 28.)

Aber das Stückwerk oder Unvollkommene ist das, was aus diesem Vollkommenen entstehet und seinen Ursprung hat, oder wird, allerdinge wie ein Glanz oder Schein ausgehet oder ausfließt aus der Sonne oder einem Lichte, und ist geschaltet nach etwas, was es auch ist, und heißet Kreatur oder unvollkommen.

Und aller dieser unvollkommenen Dinge ist

keines das Vollkommene; also ist auch das Vollkommene keines unter diesen unvollkommenen Dingen oder Stückwerken.

          Die unvollkommenen Dinge sind begreiflich, erkennbar und aussprechlich, oder mögen mit Worten und Namen ausgesprochen werden; das Vollkommene aber ist allen Kreaturen aus eigenem Vermögen unbegreiflich, unerkennbar und unaussprechlich. Darum vermag die Kreatur das Vollkommene nicht zu nennen, denn es ist der keines, was die Kreatur nennen oder kennen oder begreifen oder gedenken mag aus eigenem Verstande oder Vermögen. Wenn nun das Vollkommene kommt, so verschmähet man das Unvollkommene und Stückwerk.

2. Wann kommt es aber?

Alsdann, sage ich, wenn es, so fern es einer Kreatur möglich ist,

erkannt, empfunden und geschmeckt wird in der Seele. Denn das Gebrechen ist alles in uns, nicht in ihm (dem vollkommenen höchsten Gut). Denn gleicherweise als die Sonne die ganze Welt erleuchtet, und einem so nahe ist als dem andern, so sieht sie doch kein Blinder nicht. Aber das gebricht nicht an der Sonne, sondern an dem Blinden. Und gleicherweise als die Sonne ihren klaren Schein nicht verbergen mag, sondern die ganze Welt erleuchten muß, wo anders der Himmel geläutert und gereinigt ist: also will sich auch Gott, der das höchste Gut ist, vor niemand verbergen, wo er anders eine andächtige Seele findet, die da gänzlich gereinigt ist von allen Kreaturen. Denn so viel wir uns entledigen von den Kreaturen, so viel werden wir empfänglich des Schöpfers, und das weder minder noch mehr. Denn soll mein Auge etwas sehen, so muß es gereiniget werden oder schon gereiniget sein von allen andern Dingen; soll Hitze und Licht eingehen, so muß notwendig Kälte und Finsternis ausgehen: das ist nicht anders.

3. Nun möchte jemand fragen: weil es nun unerkennbar und

unbegreiflich ist von allen Kreaturen, die Seele aber eine Kreatur ist: wie mag es denn in der Seele erkannt werden?

          Antwort: darum habe ich gesagt, daß es die Kreatur aus eigenem Vermögen nicht erkennen kann; denn das ist ihr unmöglich, sofern sie ein Geschöpf ist, wegen ihrer Ichheit und Selbstheit (das ist: wegen ihrer selbst-eigenen Liebe, eigenen Willen und fleischlichen Sinne, damit sie noch ihr selbst anhanget, sich selbst liebet und suchet, wie aller Kreaturen Eigenschaft ist).

          Denn in welcher Kreaturen dies Vollkommene erkannt werden soll, daselbst muß Kreatürlichkeit, Geschaffenheit, Ichheit, Selbstheit (das ist: Weltliebe, Kreaturliebe, eigene Liebe, eigener Wille, natürlicher, fleischlicher Sinn und Lust) verloren und zu nichte werden; und da die Kreatur ausgehet, soll Gott eingehen.

          Dies ist der Verstand des Spruchs Sankt Pauli: Wenn das Vollkommene kommt, das ist: wenn es erkannt wird, so wird das Unvollkommene und Stückwerk, nämlich Kreatürlichkeit, Geschaffenheit, Ichheit, Selbstheit, Meinheit, (das ist: alle kreatürliche Eigenschaft, damit sich die Kreatur natürlicher Weise selbst liebet, suchet, begehret, eigenes Willens lebet, sich selbst und die geschaffenen Dinge für etwas hält und achtet, die doch nichts sind) alles verschmähet und für nichts gehalten. So lange man nun von diesen Dingen etwas hält und daran hanget, so lange bleibt das Vollkommene unerkannt.

4. Nun möchte jemand sagen: du sprichst, außer dem einzigen

vollkommenen Wesen oder ohne dasselbe ist nichts, und sagst doch, aus demselben fließe und entspringe etwas. Was nun aus ihm entsprungen oder ausgeflossen ist, das ist außer demselben, und muß etwas sein?

          Antwort: darum spricht man: außer dem Vollkommenen oder ohne dasselbe ist kein wahres Wesen. Was nun aus demselben ausgeflossen oder entsprungen ist, das ist kein wahres Wesen, und hat kein Wesen anders denn in dem Vollkommenen, sondern es ist ein Zufall oder ein Glanz und Schein, der kein Wesen ist, oder kein Wesen hat, ohne im Feuer, daraus der Schein ausgehet, nicht anders, als wenn ein Glanz vom Feuer oder Licht oder der Sonne ausgehet oder ausfließt.


Vorgelesen auf Youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=blVtonXV-ws&t=17s


Kapitel 14


(L. u. A. 12. c.) Von dreien Graden, die den Menschen
führen zur Vollkommenheit.


Nun soll man wissen, daß niemand erleuchtet mag werden, er sei
denn zuvor gereiniget, geläutert und erlediget. Auch mag niemand mit
Gott vereiniget werden, er sei denn zuvor erleuchtet. Und dazu sind die
drei Wege: zum ersten die Reinigung, zum andern die Erleuchtung, zum
dritten die Vereinigung. Die Reinigung gehöret zu dem anfahenden oder
dem büßenden Menschen, und geschiehet in dreierlei Weise: mit Reue
und Leid um die Sünde, mit ganzer Beichte oder Bekenntnis, mit
vollkommener Buße, das ist, daß er die Strafe der Sünde williglich träget.
Die Erleuchtung gehöret zu dem zunehmenden Menschen (der in
der Heiligung wächset), und geschiehet auch in dreifacher Weise; das
ist: in Verschmähung der Sünde, in Ausübung der Tugend und guter Werke, und in willigem Leiden aller Anfechtung und Widerwärtigkeit.
Die Vereinigung betrifft an die vollkommenen Menschen, und
geschieht auch in dreierlei Weise, das ist: in Reinigkeit und Lauterkeit
des Herzens, in göttlicher Liebe, und in Beschauung Gottes, des
Schöpfers aller Dinge.


Chronik:
Veröffentlichung des Buches am 14.07.2022
Kommata und Satzzeichen korrigiert am 17.07.2022
Bibelverzeichnis, Satzzeichen und Widmung korrigiert am 24.07.2022
Veröffentlichung des Ebooks am 24.07.2022